So wie sich die ganze Insel in den letzten Jahren enorm entwickelt hat, ist auch die Gastroszene in ständiger Bewegung. Junge kreative Mallorquiner erfinden die mallorquinische Küche neu, graben alte Rezepte der Oma aus und geben ihnen eine neue kulinarische Note, kombinieren Aromen aus aller Welt für ihre Gerichte, nutzen traditionelle und hochmoderne Techniken. Im Zuge dessen wird auch die Produktion und das Anpflanzen von Bio-Produkten aktiviert, man denkt mehr nach über Nachhaltigkeit. Und man legt intensiv Wert auf hiesige Produkte. DAS Stichwort ist „km0”, also lokal, regional und saisonal. Auch viele Nicht-Mallorquiner haben auf der Insel ihr kochendes Glück gefunden und begeistern mit ihren „fremden” Kochstilen.
Kennen Sie Gofio, Papas arrugadas, Pepito de matalauva oder rote sowie grüne Mojos? Dies sind alles kanarische Produkte beziehungsweise Gerichte, die im neuen Restaurant „La Vieja“ serviert werden. Besitzer und Chefkoch ist der Kanare Jonay Hernández. Man sitzt entweder unter dem eindrucksvollen Tintenfisch, einem fantastischen Wandgemälde, bei dem das Meerestier in seinen Armen Wein, Bier oder Mojo hält, oder aber auch an der blau-weiß gekachelten Theke, um den Köchen dahinter bei der Arbeit zuzuschauen. Nicht verpassen sollte man die leicht verrunzelten gekochten Papas arrugadas, die man mit Schale isst. Getunkt werden sie in eine rote oder grüne Mojo. Weiter geht es mit einem gekochten Tintenfisch in einer Tomaten-Gemüse-Sauce, Pepito de matalauva (kanarisches Anisbrötchen), das mit Schweinefleisch und Majorero (kanarischer Frischkäse) gefüllt und dann getoastet wird, oder einer Cannelloni aus Brikteig, die mit Ropa vieja gefüllt sind, wofür er Hühner- und Rindfleisch mit Ziegenfleischsaft und Kichererbsenmehl mischt. Hernández arbeitet auch im „La Vieja“ gerne zusammen mit einem mallorquinischen Keramikerpaar, das für ausgefallenes Geschirr sorgt. Ihre Kunst zeigt sich bei hübschen Fisch- oder Tintenfischtellern oder bei einem kleinen dunkelgrauen Keramikschweinchen mit 24 Stunden marinierten, dann im Kamado-Ofen geschmorten Schweinefleischscheiben. Apropos: Das Lokal liegt an dem modern gestalteten Plaça Raimundo Clar, der sich gerade zum kleinen Gastro-Platz mausert. Neben „La Vieja“ sind dies „La Juanita“, „Raimundo Burger“, „Ses Portes Vermelles“, eine Kneipe von BeerLovers-Bier und demnächst noch drei weitere Restaurants.
Die Gastroperle eröffnete bereits im Herbst 2017 in einer Seitenstraße der Avenida Jaume III. Am Herd steht Simon Petutschnig, der zuvor im „Quadrat“ und dann im „The Lab“ eine wachsende Fangemeinde bekocht hat. Die Optik des Lokals ist wirklich einzigartig. Das Ehepaar Levy, ein Unternehmer und eine Interiordesignerin, hat jede Menge Kunst integriert, dazu auffallende Lampen, Möbel und Stoffe. Bei all der Eleganz kann man sich hier aber auch richtig wohlfühlen. Zur Kulinarik: Petutschnig mischt mediterrane Produkte mit asiatischen, zum Beispiel das Tartar vom Blauflossenthunfisch mit Dashi-Gelatine, grüner Mojo-Creme und eingelegter Gurke oder die Karotten-Variation mit Kokosmilch, Curry und Mandel-Kimchi. Des Weiteren empfehlenswert: das gegrillte Simmental-Rinderfilet mit Süßkartoffelpüree und konfierten Shiitake-Pilzen, das Spanferkel Can Company mit Kürbis, Apfel und Mirin-Perlzwiebeln oder eine Goldbrasse aus Wildfang mit Knollensellerie-Risotto, Plankton und Miso-Hollandaise. Die Inhaber steuern gleich zwei eigene Olivenöle mit Demeter-Siegel von ihrer Finca bei. Aktuell gibt es neben dem À-la-carte-Angebot vier verschiedene Degustationsmenüs, eines davon ist vegetarisch (sechs Gänge für 49, sieben für 69 und sieben Gourmet-Gänge für 8, sechs vegetarische für 49 Euro). Das Mittagsmenü (drei Gänge mit jeweils drei Auswahlmöglichkeiten) für 22,90 Euro ist ein wahres Schnäppchen für die gebotene Qualität.
✆ 971 595 301 Mo bis Sa 13:00 – 15:30 und 19:00 – 22:30, C/. Concepció 4. www.ferapalma.com
Wer bequem ist und oben am Aussichtspunkt Son Marroig in dem dort gelegenen Lokal speist, der genießt einen sensationellen Blick über die Westküste. Auf dem Platz selbst vor dem Kiosk treffen sich im Sommer ab und an Sonnenuntergangssüchtige zu einem netten Get-together. Wer aber richtig urig essen möchte, sollte sich auf die Wanderung hinab Richtung Küste machen, denn das Lokal ist nur zu Fuß oder per Boot erreichbar. Dafür kann man vor dem Essen noch ein Bad in der kleinen Bucht nehmen.
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